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30. März 2021

Gemeinsame Sache

Seit mehr als einem Jahr arbeitet die BWB mit dem KarmaKollektiv zusammen. Anfangs ging es nur ums Etikettieren von Flaschen. Inzwischen kümmert sich die BWB um die ganze Produktion.

Sozial, ökologisch, nachhaltig, fair – das Berliner Start-up KarmaKollektiv und die BWB teilen die gleichen Werte. Und nicht nur das: Sie sind auch direkte Nachbarn im Zehlendorfer Goerzwerk. Der BWB-Standort Südwest hat hier schon seit mehr als 30 Jahren im 4. OG seinen Standort und in den letzten Jahren zusätzliche Räume im Erdgeschoss angemietet und komplett saniert. 

Im gleichen Gebäudetrakt, genau zwischen den beiden BWB-Etagen, hat auch das KarmaKollektiv im Sommer 2019 einen Raum bezogen. In Silvio Schobinger, dem Eigentümer des Goerzwerks, fanden die drei jungen Gründer Leon Franken, Aron Murru und Sven Bock nicht nur einen Vermieter, sondern auch einen Förderer. „Er war bereit, in uns zu investieren, und hat unsere Gründung damit erst ermöglicht“, sagt Franken. 2018 haben er und seine beiden Freunde das junge Unternehmen ins Leben gerufen – damals noch unter dem Namen KarmaTea. „Gleich in den ersten Wochen haben wir einfach mal bei der BWB geklopft und gefragt, ob wir dort unsere Flaschen etikettieren lassen können“, erzählt Franken. „Das Thema Inklusion, die Zusammenarbeit mit einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, war bei uns von Anfang an gesetzt. Unser Mit-Gründer Sven leidet selbst unter einer spastischen Lähmung.“

Leon Franken, Aron Murru und Sven Bock kennen sich schon lange, sind nicht nur alte Freunde, sondern auch Gesinnungsgenossen, die die Welt ein bisschen besser machen wollen. Deshalb hat Franken vor ein paar Jahren seinen gut bezahlten Job bei einem großen Hersteller von Energy Drinks aufgegeben. „Ich hatte dort eine gute Zeit und habe viel gelernt“, sagt er. „Doch irgendwann wollte ich etwas mit mehr Sinn machen.“ 

Neben dem Thema Inklusion sind für die drei jungen Gründer Nachhaltigkeit sowie fairer und direkter Handel zentrale Werte. „Wir wollen der Natur und der Gesellschaft etwas zurückgeben, anstatt sie nur auszubeuten“, erläutert Leon Franken. Sechs verschiedene Tees, fünf Kaffeesorten und zwei zuckerfreie Kräutergetränke hat das KarmaKollektiv inzwischen im Angebot, alle zu 100 Prozent bio. Sämtliche Rohstoffe stammen aus Kooperationen und direktem Handel mit kleinen Landwirtschaftsbetrieben und wurden unter fairen Bedingungen angebaut. „Wir umgehen weitestgehend Zwischenhändler. Was diese sonst an Margen bekommen würden, fließt also direkt an die Bäuerinnen und Bauern.“ 

Auf der Internetseite www.karmakollektiv.berlin kann man sich ansehen, welche Projekte unterstützt werden. 

Nachhaltige Kreislaufwirtschaft

Aus dem ersten Anklopfen an der Tür der BWB ist inzwischen eine intensive Zusammenarbeit mit den BWB-Standorten Süd und Südwest geworden. „Unsere Mitarbeitenden etikettieren nicht nur per Hand die Flaschen und Gläser für Tee und Kaffee, sie füllen sie auch komplett ab“, berichtet Benjamin Geron, Regionalleiter Süd-Südwest der BWB. Und zwar in Mehrweggläser, wie man sie sonst von Joghurt kennt. Nach Gebrauch können sie in jedem Supermarkt wieder abgegeben werden. „Wir wollten unsere Produkte auf keinen Fall in Plastik oder Metalldosen anbieten, sondern in umweltfreundlichen Verpackungen, die sich immer wieder nutzen lassen“, betont Leon Franken. Die Mehrweggläser können bis zu 50-mal wiederverwendet werden, dadurch bleiben wertvolle Ressourcen in einem geschlossenen Kreislauf. „Zusätzlich arbeiten wir mit Mehrwegeimern für Kaffeelieferungen, für die Gastronomie und Unverpackt-Läden, um auch hier Plastikmüll zu sparen.“ Diese Idee der Kreislaufwirtschaft setzt das KarmaKollektiv auch noch auf andere Weise um: „Zusammen mit der BWB bauen wir eine eigene lokale Kreislaufwirtschaft auf.“ 

Auf dem Gelände des Goerzwerks haben sie einen Garten mit Kompost und Bewässerungssystem angelegt. „Nach der Produktion der Er-frischungsgetränke haben wir eine Masse an ausgekochten Bio-Rohstoffen. Das sind wertvolle Nährstofflieferanten und deshalb viel zu schade für den Müll. Wir führen sie deshalb den Hochbeeten und dem Kompost zu.“ Im letzten Sommer wuchsen daraus neue Minze, Gemüse und Obst. Die BWB nutzt den Garten als Lernstätte für ihre Auszubildenden.

In diesem Jahr wurde das KarmaKollektiv übrigens mit dem Nachhaltigkeitspreis von Neumarkter Lammsbräu ausgezeichnet – in der Kategorie „Treiber der Kreislaufwirtschaft“. 

Nachhaltige Partnerschaft 

Etikettiert und abgefüllt werden Tees und Kaffees am BWB-Standort Süd in der Neuköllner Fontanestraße. „Hier haben wir zwei große biozertifizierte Lebensmittelabteilungen und die entsprechenden Kapazitäten“, sagt Benjamin Geron. Am Standort Wupperstraße in der Nähe des Goerzwerks werden die Rohwaren in großen Metalleimern angeliefert und gelagert. „Unsere Fuhrpark-Mitarbeitenden fahren sie dann zusammen mit den Glasbehältern von der Wupperstraße zum Standort Süd“, erläutert der Regionalleiter. „Für uns ist das ideal“, sagt Franken. „Die BWB hat die Leute, den Platz und die ganze Infrastruktur, um das alles zu händeln. Wir als kleines Start-up könnten das alleine gar nicht leisten, geschweige denn finanzieren.“ Von der BWB haben anfangs circa 80 Mitarbeitende für das KarmaKollektiv gearbeitet, aktuell sind es Corona-bedingt etwas weniger.

Es sei gut, die BWB an ihrer Seite zu haben, sagt Franken. „Als wir plötzlich unerwartet viele Aufträge reinbekommen haben, haben wir gemeinsam Schlachtpläne geschmiedet und die BWB hat sich so flexibel darauf eingestellt, dass wir tatsächlich alles geschafft haben.“ Auch Benjamin Geron ist begeistert von der Partnerschaft. „Wir arbeiten seit Beginn ganz wunderbar zusammen“, betont er. „Ich glaube, dass dieses Start-up mit seinem ganzheitlichen Ansatz eine große Zukunft hat. Das KarmaKollektiv vereint alle wichtigen Themen und liefert zudem einfach gute Qualität.“

Die beide Unternehmen haben bereits Überlegungen angestellt, wie sie ihre Zusammenarbeit noch weiter vertiefen können. Denkbar sei zum Beispiel die Anschaffung gemeinsamer Maschinen, die dann von Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen und Behinderungsgraden bedient werden können.

Und auch beim KarmaKollektiv geht die Entwicklung weiter: Um im Bereich Gemeinnützigkeit noch stärker aktiv sein zu können und unabhängige Projekte zu unterstützen, haben Franken, Murru und Bock vor Kurzem einen Verein gegründet. „Wir stehen noch am Anfang, aber Tag für Tag wächst unsere Community und die Chance, etwas zu bewegen.“